gestern noch habe ich mir die frage gestellt, warum die sau dem hahn nachrennt und nicht umgekehrt. die dummheit rennt also der sucht nach und nicht die sucht der gier.
heute nun habe ich ein neues buch zu lesen begonnen: "die heilende kraft der gefühle - gespräche mit dem dalai lama" in dem führende wissenschaftler mit dem dalai lama über eine verbindung von gefühlen und krankheit in der wissenschaft und auch im buddhismus diskutieren. eine zusammenstellung der wichtigsten ethiksysteme des westens hat mich nun zu neuen gedanken angeregt. die drei ethiksysteme sind individualismus, idealismus und rationalismus. der individualist kümmert sich nicht so sehr darum, warum er etwas will. er ist der rechner. rechnet sich aus, ob er sich den rolls royce und ferien leisten kann oder wie er sich das leisten kann oder auf was er verzichten muss. interessant war auch die bemerkung, dass viele amerikaner dem individualismus frönen. für sie ist es selbstverständlich, dass die individuellen bedürfnisse das zentrum einer ethik sein müssen.
der idealismus hat mit dem glauben an ein vorbild, an etwas besseres, höheres zu tun. vor allem die religionen fördern oder förderten den idealismus. deshalb ist er im westen eher verpönt weil die religionen im zuge ihrer vorbilder auch vieles verbrochen haben. zu bemerken ist die aussage eines wissenschaftlers, dass auch der kommunismus viele züge eines idealismus oder einer religion hatte oder hat. schliesslich ist da noch der rationalismus, auf dem die menschenrechte beruhen. er ist verstandesmässig orientiert und will nur akzeptieren, wenn eine regel immer und überall gültigkeit hat. aber auch dieses system hat ihre tücken. kant, ein grosser verfechter des rationalismus stellte die forderung auf, dass niemand je lügen sollte. wenn nun ein freund dir eine pistole leiht und dann später kommt und die pistole will um seine freundin zu erschiessen, solltest du nicht lügen, obwohl offensichtlich ist, dass lügen hier angebracht ist.
ich habe nun versucht, die drei ethiksysteme noch weiter einzuordnen. dabei fiel mir auf, dass der idealismus vor allem mit SOLLEN, der individualismus vor allem mit WOLLEN und der rationalismus mit KÖNNEN verbunden werden kann. ich erinnere mich gut der von mir "engdenkenden protestanten" genannten menschen, die immer auf dem sollen argumentieren. aus der bibel lesen. und mit was anderem als dem eigenen wollen hat denn der individualismus wohl zu tun? plötzlich hatte ich eine gedankenverbindung vom system der ethik zum system der 3 geistesgifte. die drei geistesgifte könnten ja zu je einem ethiksystem passen. wollen hat eindeutig mit sucht, gier und begierde zu tun. sollen fördert den neid und den zorn. und schliesslich macht das system des machbaren, sprich der rationalismus blind, ist also unwissend. ich prüfte: und ja, auch auf einer persönlichen ebene stimmen die aussagen. ich kann mich gut an diskussionen erinnern mit meinem schwager, den ich sehr schätze. leider hatten wir oft unglückliche diskussionen weil ich dem idealismus anhänge, er aber dem rationalismus frönt. haben also alle systeme eine schwachstelle? und wenn ja müssten sie ja auch eine positive energie befürworten. lassen wir uns das einmal in einer tabelle darstellen.
SCHLANGE - idealismus - sollen - religion, vorbild - güte, freundlichkeit - zorn, hass & neid
SCHWEIN - rationalismus - können - vernunft - geistesklarheit, weisheit - unwissen, dummheit & verblendung
HAHN - individualismus - wollen - egozentriertheit - grosszügigkeit, mildtätigkeit - sucht, begierde und gier
es hat wohl keinen sinn ein system für sich als das beste anzuschauen. die systeme bedingen sich gegenseitig. wohl aber haben die meisten von uns eine vorliebe für das eine oder andere ethiksystem und meinen, die anderen bekämpfen zu müssen. kämpfen wir nun vor allem gegen eines der systeme? macht uns vor allem eines der beiden anderen systeme ohnmächtig? warum rennt die sau dem hahn nach und nicht der schlange. anders gefragt. warum rennt der rationalismus dem individualismus nach und nicht dem idealismus. es muss mit der jeweiligen schwachstelle zu tun haben. ein rationalist kann vielleicht idealisten begreifen, weil er dem sollen näher als dem wollen ist. oft ist die argumentation des rationalisten ja auch: "ja wenn das jeder wollte, wo kämen wir da hin". ein individualist hingegen wehrt sich mit aller heftigkeit gegen die idealisten, weil er sein wollen mit dem sollen in gefahr sieht. die rationalisten will er ja noch hinnehmen. aber wenn da jemand kommt und von vorbildern redet, die für ihn so weltfremd sind, was soll das? dem idealist ist aber der rationalist ein dorn im auge. dieser will nur die regeln hinnehmen, die rational begreifbar sind. er verliert die nuancen aus den augen. und schliesslich ist der idealist ja ein verfechter von den nuancen. er sieht noch viel mehr, als was nur da ist. den individualist kann er noch hinnehmen. der ist halt einfach noch in der sinnlichkeit gefangen, wird später ja schon einmal zur einsicht kommen.
vielleicht ist das alles komplett falsch. jedenfalls finde ich diese gedanken schon anregend und prüfenswert. wer mitdenken will ist herzlich eingeladen: die heilende kraft der gefühle; gespräche mit dem dalai lama über achtsamkeit, emotion und geundheit; herausgegeben von daniel goleman, dtv premium; isbn 3-423-24120-9.
Samstag, 5. Dezember 2009
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