Mittwoch, 25. November 2009

nun haben wir unser eigenes zuhause. seit drei tagen leben wir in einer wg in boudha. schon morgens scheint die sonne ins zimmer und ich öffne die balkontür um wärme zu tanken. tagsüber ist es um die 20 grad aber nachts kühlt es auf 5 grad ab. fast kann ich mich nicht vom sonnenbad lösen um einen chya zu brauen. ich habe auch kaffee vom himalaya gefunden, mit 350 ruppee war es nicht gerade billig, aber die italienische espressomaschine in der küche hat mich überredet. der kaffee ist excellent. mittags um zwölf versperrt das hohe haus nebenan die sonne für eine halbe stunde und ich kann mich vom balkon lösen. endlich kommt in meinem buch etwas sinnvolles. mit lektion 5 startet das einkaufen auf nepalesisch. schon zieren wörter in nepalesisch den kühlschrank und die gläser mit chya (tee), chini (zucker) und nun (salz) sind auch schon angeschrieben. erste einkaufswörter finden eingang in meine hirnwindungen. alu (kartoffeln), syau (äpfel) - von welchen ich eine menge esse - dudh (milch) - die mit 18 ruppee schon billiger geworden ist, nachdem wir von der up-milch für 86 rupee ein liter abschied nahmen - und onda (ei) sind fast schon geläufig. ach, macht es spass, wieder einmal westlich zu kochen und essen. meine verdauung bessert sich schlagartig. es wird wohl immer schwierig für meinen magen bleiben, dieses scharfe rote zeug zu verdauen. gestern habe ich "tim und struppi in tibet" im haus des schweizers gefunden und verschlungen. kapitän haddock hat auch so seine liebe mühe mit dem roten pulver.
es ist schön, sich nach einem jahr herumreisen wieder einmal etwas heimisch zu fühlen. noch habe ich die umgebung in boudha kaum erforscht. meine gedanken sind oft bei meiner schwester zuhause. ihrem bruder, dessen eines auge gerade noch etwas sehen konnte, wurde von einem jungen menschen zusammengeschlagen und liegt nun im spital. sein weniges augenlicht, das er hatte, ist nun in gefahr, zu erlöschen. wie weit wollen wir noch gehen? warum werden diese agressiven filme und computerspiele nicht endlich verboten. ich kann immer weniger verstehen, warum nichts unternommen wird. ich habe mich in asien nie gefürchtet, auch nachts nicht. hier sind die männer weniger agressiv. in meinem eigenen land fühlte ich mich oft unsicher nachts, wenn wieder so junge raufbolde herumegoisieren. was muss in den hirnwindungen von solchen menschen vorgehen? wissen sie um den schmerz der opfer? was haben sie denn vom schmerz der anderen? ich hoffe sehr, meine lichtschwester nimmt das ganze nicht zu sehr zu herzen und findet einen weg, den schmerz loszulassen. ja, diese amerikanisierung unserer gesellschaft ist wohl die grösste gefahr des westens. immer wieder habe ich drei fragen. erstens, wieviele menschen starben am 11. september? zweitens, wieviel menschen haben die amerikaner seit ihrem bestehen in kriegen ermordet? drittens, wer ist hier der terrorist? nein, die menschen des westens sehen vor lauter egozentrismus und heroismus den baum nicht mehr. ich bete zum universum, dass der dollar weiterfällt. es ist zeit. es ist zeit, dieses ganze amitheater zu beenden. gerade heute habe ich gelesen, dass sie immer noch nicht abschied von landminen nehmen wollen. dabei ist laos noch heute voll von minen und meines wissens hat amerika keinen cent an laos beigesteuert. aber setzen im vietnamkrieg und nicht mal wissen wo die grenze ist, ja das können sie, diese ketschöppfressenden saurier. wie wollen die westlichen menschen je erfassen, was hier im osten sache ist? tief drin in der erziehung und im kindesalter steckt das übel der agressivität, des einzelgängertums, des alleinichwill. auch in mir drin. wenn ich mich mit lawrence vergleiche, merke ich, dass meine reaktionen auf übertriebene preise der händler welten von seinen entfernt sind. aber bewusstsein ist der erste schritt. und dessen bin ich mir wenigstens bewusst. trotz allem bin ich guter stimmung. ich meditiere öfter und finde zeit, zu sein. wir leben einfach und doch so viel exklusiver als die meisten nepali hier. und ich bin dankbar, dass ich diese welt, diese welt des zusammenseins erfahren darf. und ich bete weiter. nicht zur letzten inkarnierten religion auf erden, nein, die kann mir gestohlen bleiben, ich werde nie konsumist werden, sondern zum licht, auf dass immer mehr menschen aufwachen und das wasser in nepal wieder frisch und klar ist.

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